Wie bereits mehrfach beschrieben, hat die Globalisierung die Struktur der Lieferkette stark beansprucht und sie anfällig für unverschuldete und unerwartete Krisen gemacht. Sie wurde aber auch nicht in relativ kurzer Zeit strategisch sensibilisiert.
Das bedeutet, dass auch in Zukunft, wenn sich die Corona-Pandemie abschwächt, keine Entspannung entlang der Lieferkette in der Logistik und Intralogistik in Sicht ist.
Während die Medien immer wieder den russischen Nationalismus heranziehen, um den angeblich einseitigen Konflikt zwischen Russland und der Ukraine zu erklären, hilft ein Blick hinter die Kulissen, die weitere Entwicklung besser zu verstehen und neue logistische Strategien in Bezug auf die Lieferkette zu planen.
Es geht fast immer um wirtschaftliche Interessen und die Sicherung bestehender und neuer Märkte. In diesem Fall geht es nicht nur um die Ukraine, sondern auch um mögliche Konkurrenten, die einen Einfluss auf die nationalen Einnahmen und Arbeitsplätze haben.
So belegt Gazprom, das Unternehmen Nummer 1 in Russland, im internationalen Branchenvergleich nur den siebten Platz, noch vor US-Unternehmen wie ExxonMobil und Chevron. Auch Großbritannien und Frankreich sind vertreten. Und eben auch China auf Platz 5 mit PetroChina. Eine mögliche Erklärung dafür, dass sich China in der Ukraine-Frage nicht eindeutig hinter Russland stellt, wie man erwarten könnte?
Der Versuch Deutschlands, sich durch erneuerbare Energien von seiner Energieabhängigkeit zu befreien, rückt mit dieser Eskalation wieder in weite Ferne, wenn die deutsche Politik diesen Weg nicht konsequent weiterverfolgt.
Könnte sich ein Böswilliger fragen, warum Deutschland in einen Gasnotstand geraten sollte, obwohl Gazprom nur knapp 8 % der weltweiten Marktkapitalisierung ausmacht? Der Gasnotstand würde eintreten, wenn die USA, Frankreich und Großbritannien, allesamt NATO-Mitglieder, uns nicht beliefern würden und keine Geschäfte mit uns machen wollten.
Der Energiemarkt gilt als der wichtigste Sektor. Wer in diesem Bereich nicht führend ist, verliert seinen Einfluss und seine Einflussmöglichkeiten auf den Märkten, die davon abhängen. Hier geht es nicht um das Wohl oder Wehe der politischen Akteure allein, sondern um die Dominanz des Marktes und den daraus resultierenden Wohlstand. Nüchtern betrachtet sind wir alle Nutznießer und Spielfiguren eines Systems, das sich verselbstständigt hat.
Ob der Krieg nun von Russland nationalistisch provoziert wird oder von den wirtschaftlichen Interessen anderer Länder getrieben wird, die bewusst oder unbewusst von diesem angeblich einseitigen Konflikt zwischen Russland und der Ukraine profitieren wollen –die Herausforderungen für die Logistik wie auch für die Intralogistik während und nach der Corona-Pandemie im Hinblick auf die Globalisierung werden nicht geringer. Sie werden teurer und komplizierter und stellen die meisten Lieferkettenstrategien auf den Kopf.