Der Markt für Brief-, Express- und Paketsendungen (KEP) in Deutschland ist 2021 zum zweiten Mal in Folge überdurchschnittlich gewachsen. Das Sendungsvolumen stieg um rund 460 Millionen KEP-Sendungen, insgesamt wurden 4,51 Milliarden Sendungen befördert. Wie im Vorjahr waren Sendungen an Endverbraucher (B2C-Sendungen) die treibende Kraft hinter dem Wachstum. Diese und weitere Ergebnisse liefert die Studie KEP 2022, die der Bundesverband Paket und Expresslogistik (BIEK) heute in Berlin vorgestellt hat.
Sendungsvolumen im Jahr 2021: Starker Anstieg um 460 Millionen Sendungen (+11,2 %) auf 4,51 Milliarden Sendungen
- Pro Tag: 15 Millionen Sendungen an 9 Millionen Empfänger (geschäftlich und privat)
- Gesamtumsatz im Jahr 2021: 26,9 Milliarden Euro (+14,3 %)
- Arbeitsplätze im Jahr 2021: 10.800 neue Arbeitsplätze
- Zuverlässige Prognose des Sendungsvolumens für 2022 derzeit nicht möglich
- Prognose 2026: ca. 5,7 Milliarden Sendungen im Jahr 2026 erwartet
Das Volumen der Paket-, Express- und Kuriersendungen in Deutschland stieg 2021 um 11,2 % und wuchs damit im zweiten Jahr in Folge zweistellig. Der Gesamtumsatz der KEP-Branche stieg um 14,3 % auf einen neuen Rekordwert von 26,9 Milliarden Euro. Die Paketdienstleister beschäftigten im Jahr 2021 insgesamt 266.000 Personen, 10.800 mehr als im Vorjahr.
Corona-bedingtes Auf und Ab beim Wachstum der KEP
Vor allem in den ersten Monaten des Jahres 2021 wirkten sich die politischen Maßnahmen Corona sowie staatliche und wirtschaftliche Einschränkungen direkt auf das Volumen der KEP-Sendungen aus. Die Paketdienste leisteten vor allem in den ersten Monaten des Jahres 2021 einen grundlegenden Beitrag zur Aufrechterhaltung der Versorgung der Bevölkerung. Aufgrund der Aussperrung, die bis zum zweiten Quartal 2021 andauerte, blieb das Wachstum des gesamten KEP-Marktes in der ersten Jahreshälfte sehr hoch (fast 20 %). Im zweiten Halbjahr betrug es nur noch 3,8 %.
B2C-Sendungen als Wachstumsmotor, B2B-Segment erholt sich
Das starke Wachstum (+16,6 %) macht die B2C-Sendungen erneut zum Haupttreiber des Gesamtwachstums der KEK-Sendungen. Der Hauptgrund für diese Entwicklung ist das dynamische Wachstum des Online-Handels, der 2021 durch Corona ebenfalls einen neuen Schub erhält. Bei den B2B-Sendungen (Sendungen von Unternehmen zu Unternehmen) ist ein deutlicher Erholungs- oder Aufholeffekt zu beobachten (2021: +5,7 % im Vergleich zu 2020: -1,5 %). Dieser Erholungstrend schwächte sich jedoch im Laufe des Jahres 2021 ab. Dies ist auf Probleme in der Lieferkette, die Halbleiterknappheit und die daraus resultierenden Produktionseinschränkungen in für den EVZ-Markt wichtigen Kundensegmenten zurückzuführen.
Prognose von 5,7 Milliarden Sendungen im Jahr 2026, unmögliche Prognose für 2022
Bis 2026 ist mit einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum des Sendungsvolumens um 4,7 % auf 5,7 Milliarden Sendungen zu rechnen. Für 2022 kann derzeit jedoch noch keine Prognose abgegeben werden : Die aktuellen Trends und Veränderungen auf den Märkten, die in den letzten Jahrzehnten beispiellos waren (Krieg in der Ukraine, Aussperrung in China, Preissteigerungsraten, steigende Energiekosten und die aus all diesen Faktoren resultierende Verunsicherung der Verbraucher), haben derzeit einen Nachfrageschock ausgelöst und lassen keine relevanten und zuverlässigen Prognosen über die Marktentwicklung für 2022 zu.
Marten Bosselmann: „CEC-Dienstleistungen bleiben ein Fels in der Brandung“
BIEK-Präsident Marten Bosselmann zur aktuellen Lage in der KEK-Branche: „Selten wurde so deutlich wie in den letzten Jahren, dass man sich im Ernstfall auf die Paketdienste verlassen kann. Im Falle einer Pandemie halten sie den Alltag der Menschen und die Wirtschaft am Laufen. Die Unwägbarkeiten des Brexit meistert die Branche weiterhin souverän und flexibel.
Und nun dies: Wir sind sprachlos angesichts des Krieges, der im Herzen Europas ausgebrochen ist. Wir sind alle sehr betroffen von dem menschlichen Leid in der Ukraine, und was dort geschieht, stellt auch den EVZ-Sektor in Deutschland vor Unsicherheiten ungeahnten Ausmaßes. Die Folgen des Krieges sind derzeit nicht kalkulierbar. Zusammen mit anderen Unsicherheitsfaktoren ist es sehr schwierig, Prognosen über die Marktentwicklung in den kommenden Jahren zu stellen. Eines ist jedoch sicher: Auch in Zukunft werden sich die KEZ-Dienste bei der Versorgung der Bevölkerung als Fels in der Brandung behaupten, auch wenn dies mit ganz neuen Herausforderungen verbunden ist.“
Eine treibende Kraft und Innovation
Ein weiterer Schwerpunkt der KEP 2022-Studie ist die Rolle der KEP-Unternehmen als Innovatoren und Pioniere auf dem B2B-Markt. Seit Jahren steht vor allem der Online-Handel im Mittelpunkt, wenn es um die Entwicklung und Bedeutung des KEP-Marktes geht. Die Rolle der EVZ-Unternehmen als Innovatoren auf dem B2B-Markt und als Trendsetter, z. B. im Bereich der Nachhaltigkeit, wurde bisher viel zu wenig beachtet. In der vorliegenden Studie werden folgende Bereiche analysiert und mit praktischen Beispielen veranschaulicht: Automatisierung und Digitalisierung in Umschlagzentren und Depots, Nachhaltigkeit durch Fahrrad-Cargos und elektrische Lieferfahrzeuge, die Rolle der KEPs für den stationären Handel, die Logistik im Gesundheitswesen und der Transport von hochwertigen Lebensmitteln.
Die KEP-Studie erscheint seit 2004 jährlich und wird von der KE-CONSULT Kurte&Esser GbR im Auftrag des Bundesverbandes Paket und Expresslogistik e.V. durchgeführt. Sie gibt ein aktuelles und umfassendes Bild über die Marktentwicklung, Trends und die wirtschaftliche Bedeutung der gesamten KEP-Branche in Deutschland.